WoW-Rollenspielforum
Würden Sie gerne auf diese Nachricht reagieren? Erstellen Sie einen Account in wenigen Klicks oder loggen Sie sich ein, um fortzufahren.

Wer ist Tzatsu

Nach unten

 Wer ist Tzatsu Empty Wer ist Tzatsu

Beitrag  Tzatsu Sa Sep 03, 2011 2:43 pm

Es war einer jener Tage im Dschungel, an denen es selbst den Mosquitos zu heiss zum Stechen war. Die Schwüle legte sich wie eine zweite feuchte Haut über Alles. Jeder, dem es möglich war, lag bewegungslos im Schatten und fächelte sich ab und zu in einem hoffnungslosen Unterfangen etwas Luft zu. In dem sonst so lauten Dschungel lastete drückende Stille. Den Insekten fehlte die Energie, um ihre Töne zu fabrizieren und die grösseren Säugetiere hatten ihre Balz- und Drohgebärden auf die späteren, etwas kühleren Stunden verschoben. Wer sich bewegen musste, tat dies träge und oft nur, um sich etwas Flüssigkeit zuzuführen. Alles in Allem ein Ort, an dem, wenigstens für den Moment, Frieden zu herrschen schien.

Das kleine Trollmädchen hatte einen Käfer gefangen und ihn auf den Rücken gedreht. Nun studierte sie interessiert seine Anatomie. Mit der Wissbegier eines Kindes zog sie hier an einem Beinchen und lüpfte dort einen Flügel. Die zarten Antennen des Tieres hatten es ihr besonders angetan. Immer wieder stubbste sie mit einem Finger dagegen um fasziniert dem wütenden Brummen des Käfers zu lauschen. Aber plötzlich stimmte etwas nicht mehr. Das wütende Geräusch wurde lauter und lauter, schwoll an zu einem Kreischen, der Himmel verfinsterte sich …..und dann sagte das Chaos guten Tag.

Eine Mauer aus Lärm fiel über das Trollmädchen, die starr vor Schreck nur sass und schaute.
Staub war es vor Allem, was sie sah, Staub und viele rennende Körper. Trolle ihres eigenen Stammes, aufgeschreckt und kopflos nach Etwas suchend, mit dem sie sich wehren konnten und Trolle des anderen Stammes, des Feindes, die gut bewaffnet ein Gemetzel starteten.
Sie sah Körper, die zuckend zu Boden sanken, sah fremde Trolle Köpfe in die Luft halten, die ihr nur zu gut bekannt waren, sah Trollweibchen schreiend davonlaufen, von lachenden Kerlen verfolgt, sah, wie sich der Boden immer roter färbte von all dem vergossenen Blut und noch immer verstand sie nicht und sass nur da und schaute. Sie sah Hütten in Flammen aufgehen und dann sah sie die beiden Trolle, die sie grinsend ansahen. Und da verstand sie.

Das Trollmädchen stiess einen Schrei aus, sprang auf und rannte los. Kopflos, ohne nachzudenken, stürmte sie davon, verfolgt von den beiden lachenden Trollen. Sie wusste, wenn sie überleben wollte, musste sie hier weg, egal wohin, nur weg. Flink sprang sie über die im Weg liegenden Hindernisse, aber das Lachen hinter ihr wurde nicht leiser. Einmal spürte sie sogar das heisse Keuchen des Einen im Nacken. „Bring sie nicht gleich um“ rief der andere. „ Ich will ihre Angst schmecken“. Das Mädchen quiekte panisch und schlug noch mehr Haken als zuvor. Sie zwängte sich durch das dichteste Unterholz, spürte, wie Dornen ihr die Haut aufrissen, Äste ihr ins Gesicht schlugen, aber das war nicht wichtig. Flucht war wichtig. Blut färbte ihr Fell rot und mit jedem weiteren Schritt ächzte ihre Lunge nach Luft. Es dauerte eine gefühlte Unendlichkeit bis sie realisierte, dass es ruhig geworden war hinter ihr. Sie schluchzte auf und liess sich fallen. Jeder Versuch Luft in ihre Lungen zu bringen war schmerzhaft. Sie drehte sich halb auf den Bauch um durch das Geäst spähen zu können. Sie hatte keine Ahnung, wo sie war. Nichts hier bot ihr einen Anhaltspunkt in welche Richtung sie gelaufen sein könnte. Als sie sich wieder umdrehen wollte wurde sie brutal zu Boden geworfen. Feuer schien durch ihren Körper zu fliessen und es hörte nicht mehr auf. Als sie mühsam ihre Augen öffnen konnte, sah sie das riesige Tier. Ein Tiger hatte besitzergreifend seine Tatzen auf ihr Bein gestellt und das Mädchen sah ihm zu wie er soeben ein grosses Stück Fleisch aus ihrem Bein riss. Ihr Geist weigerte sich, noch irgendetwas verstehen zu wollen. Wie gelähmt sah sie zu wie das Tier sein Mahl fortsetzen wollte, doch vor dem nächsten Biss umfing sie endlich gnädige Dunkelheit. Den Schuss, der kurz darauf fiel, bekam sie schon gar nicht mehr mit.

Sie wusste nicht wer sie war oder wo sie war. Sie schwamm in einer dunklen klebrigen Masse und konnte weit und breit kein Land entdecken. Sie war so erschöpft und jede Bewegung schmerzte. Sehnsüchtig wünschte sie sich, sich ausruhen zu können, ihrem erschöpften Körper Ruhe gönnen zu können. Offensichtlich hatten die Loa kein Erbarmen mit ihr. Oder vielleicht doch. Seltsame Trollgeister ohne Hauer und Ohren flössten ihr Nahrung ein, aber sie zogen sie nicht aus dieser dunklen See. Sie wollte aufgeben, aufhören zu rudern, sich einfach auf den Grund sinken lassen, endlich schlafen, endlich Ruhe, aber eine kleine Stimme in ihrem Hinterkopf sagte dazu Nein. Du bist ein Troll, sagte diese Stimme. Hast Du vergessen, was man sich an den Feuern erzählt hat? Ein Troll stirbt im Kampf oder an Altersschwäche, aber doch nicht so. Schwimm gefälligst weiter. Und sie schwamm weiter. Irgendwann öffnete sie ihre Augen. Die seltsamen Trolle standen um sie herum und sprachen eine Sprache, die sie nicht verstand. Sie machten etwas mit ihrem Körper. Das Trollmädchen hob mit einer gewaltigen Kraftanstrengung ihren Kopf um zu sehen, was sie taten. Sie hatte eine grosse Fleischwunde quer über Brust und Bauch, dort, wo die Pranke des Tigers sie getroffen hatte um sie zu Boden zu werfen. Eine Bisswunde an der Schulter, die wohl eigentlich ihrer Kehle hatte gelten sollen und an ihrem Oberschenkel………Das Trollmädchen begann zu würgen und übergab sich, als sie die Reste ihres Beines sah, als sie realisierte, dass dies hier ihr Körper war. Danach sank sie zurück in die klebrige Masse. Aber irgendjemand holte sie dort heraus und legte sie auf einen Grill. Sicher opferten die Geister sie gerade den Loa. Sie wurde verbrannt und bald würde sie es überstanden haben. Im Nachhinein konnte sie nicht sagen ob sie ein paar Tage oder ein paar Wochen im Fieber gelegen hatte, aber schliesslich wurde ihr Geist wieder klarer. Sie lag in einem Bett und wurde von Menschen versorgt. Das mussten Menschen sein, so scheusslich wie die aussahen und reden konnten sie auch nicht richtig. Ab und zu sprach einer sie an, aber sie verstand nicht, was er wollte. Selbst wenn sie es verstanden hätte, hätte sie nicht antworten können. Sie zermarterte sich ihr Hirn, wie sie hierher gekommen war, woher sie gekommen war, aber da war Nichts ausser Angst und Schmerz. Manchmal, wenn sie ein bestimmtes Geräusch hörte, hatte sie das Gefühl, sich erinnern zu müssen, aber jedes Mal sagte dann diese Stimme in ihrem Hinterkopf Stopp! Bis hierhin und nicht weiter.

Die Zeit verging und längst waren die Wunden an Schulter und Bauch geheilt und sogar ihr Bein regenerierte sich zum grossen Erstaunen und zur Freude der Menschen wieder. Wochen oder Monate waren vergangen, sie konnte es nicht sagen. Endlich kam der Tag, an dem sie ihr Bein wieder belasten und wie ein Troll laufen konnte und nicht hoppeln musste wie ein erschrecktes Kaninchen. Die Menschen badeten sie, gaben ihr Kleidung und kämmten sogar ihr Haar. Dann wurde sie hinausgeführt zu anderen Menschen. Das Sonnenlicht schmerzte in ihren Augen und sie brauchte eine Weile, bis sie erkennen konnte, was sich um sie herum befand. Es war eine Stadt am Meer, aber was für eine! Die Hütten waren aus Holz, aber nicht offen, wie Hütten ihrer Meinung nach sein sollten, sondern geschlossen, als hätten die Bewohner Geheimnisse. Rund um eine Bucht zog sich diese Stadt, und die Berge hinauf, sie war so gross und so voller Menschen und Gobos. So viele auf einmal hatte das Trollmädchen noch nie gesehen. Das brachte sie wieder zu den Menschen, bei denen sie stand. Diese drehten sie im Kreis, sie musste ihre Zähne zeigen und man befühlte ihre Arme. Schliesslich gab ein Mensch einem anderen Menschen einen klimpernden Sack und man schob sie zu ihm. Hatten die sie etwa gerade getauscht? Das Mädchen sah an dem Menschen hoch und das Grinsen das sie in dem eh schon hässlichen Gesicht sah, gefiel ihr überhaupt nicht. Er deutet auf ein Boot, das etwas abseits im Hafen ankerte und schob sie vorwärts. Sie bekam Panik. Sie sollte hier weg, in eine unbestimmte Zukunft an einen unbekannten Ort, zusammen mit Menschen, und Menschen waren doch der Feind. Je näher sie dem Boot kamen, desto hektischer wurde das kleine Trollmädchen. Ihr Blick huschte umher um eine Fluchtmöglichkeit zu finden.

Tzatsu
Mitglied

Anzahl der Beiträge : 107
Anmeldedatum : 17.10.10

Charakter der Figur
Name:

Nach oben Nach unten

 Wer ist Tzatsu Empty Re: Wer ist Tzatsu

Beitrag  Tzatsu Sa Sep 03, 2011 2:44 pm

Unsicher war sie. Niemand hatte sie je auf eine solche Situation vorbereitet. Was sollte sie tun? Weglaufen? Aber wohin? Jemanden um Hilfe anflehen? Würde sie hier Hilfe bekommen? Ihr Blick blieb auf dem Wasser liegen. Mit Wasser kannte sie sich aus. Kurz blitzen Bilder einer Krokodiljagd in ihrem Kopf auf. Man musste vorsichtig sein weil diese oft unsichtbar unter Wasser auf Beute lauerten. Unsichtbar ……..unsichtbar ..unter Wasser………..
Das Mädchen rannte los und machte einen Satz vom Pier ins Meer. In dem trüben Hafenwasser brauchte sie einige Sekunden, bis sie wieder wusste, wo oben und unten war, dann tauchte sie mit hastigen Schwimmzügen Richtung Ufer. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals als sie mitten im Schilfgras kurz auftauchte um nach Luft zu schnappen. Jeden Moment erwartete sie eine Hand in ihrem Genick oder ein Krokodil an ihrem Bein…….aber alles blieb ruhig. Eine halbe Ewigkeit verharrte sie reglos im Schilf. Erst als die Sonne sich hinter den Horizont senkte, traute sie sich aus dem Uferdickicht. Langsam, mit steifen Gliedern schwamm sie so leise wie möglich zurück. In der Stadt würde man sicher nach ihr suchen, im Dschungel wäre sie verloren. Ratlos irrte ihr Blick über die Stadt. Ihre Zähne begannen zu klappern, ihre Arme und Beine spürte sie längst nicht mehr vor Kälte. Sie blieb an der Silhouette eines Schiffes hängen. Es war kleiner als die anderen im Hafen und es herrschte reges Kommen und Gehen an Bord. Wenn sie sich dort an Bord verstecken würde? Aber wohin fuhr das Schiff? Andererseits, war das nicht egal? Die Situation machte ihr Angst. Zum ersten mal hatte sie Zeit dies zu realisieren. Am liebsten hätte sie losgeweint, aber ihr Instinkt sagte ihr, dass dazu jetzt nicht die richtige Gelegenheit war.
Sie schwamm hinüber zum Schiff und kletterte im Schutz der Dunkelheit geschickt wie ein Äffchen an der Reling hinauf. Wieselflink huschte sie über Deck hinter ein paar gestapelte Fässer. Nun konnte sie nur noch abwarten.

Sie wusste nicht wie lange sie geschlafen hatte als sie von hellem Sonnenlicht geweckt wurde. Neugierig hob sie ihre Nase über die Reling und blinzelte. Das Boot näherte sich einer Stadt am Meer, ähnlich der, die sie so fluchtartig verlassen hatte, aber viel kleiner. Es schien noch früh am Morgen zu sein, alles war noch ruhig. Das Trollmädchen kletterte auf die Reling und liess sich von dort aus ins Wasser fallen. Sie schwamm eine ganzes Stück weit bevor sie sich ans Ufer traute. Die Gegend sah so völlig anders aus als das, was ihr bekannt war. Flaches Grasland soweit man sehen konnte – und man konnte weit sehen. Sie schüttelte sich wie eine nasse Katze und sah sich ratlos um. Schliesslich zuckte sie mit den Schultern und lief los. Eine Richtung war so gut wie die andere, wenn man keine Ahnung hatte, wohin man lief. Sie hatte Hunger. Ihr Magen knurrte laut und sie sah eine Menge Wild, aber sie hatte keine Idee wie man aus diesem laufenden Fleisch wehrlose mundgerechte Happen machen konnte. Sie versuchte am Ufer ein paar Fische zu fangen, aber da es so gut wie keinen Strand gab, war auch das ohne Angel nicht von Erfolg gekrönt. Schliesslich fand sie ein paar Beeren. Die machten zwar nicht satt, sorgten aber dafür, dass ihre Zunge nicht mehr so am Gaumen klebte.
Sie lief weiter, zwang sich dazu, Schritt vor Schritt zu setzen, immer weiter, am Fluss entlang. Die Sonne brannte und ihr war schwindelig vor Hunger. Gegen Abend blieb sie plötzlich stehen. Dort vorn, am Horizont, das waren doch Mauern ? Sie schöpfte neue Hoffnung und dies gab ihr wieder Kraft. Sie lief und lief, die ganze Nacht hindurch. Sie hätte nicht sagen können, ob sie wach war oder schlief, ihre Beine bewegten sich ganz automatisch, ohne das sie etwas tun musste. Sie verfiel in den typischen Trott, den sie bei den Jägern gesehen hatte, auch wenn sie dies momentan nicht wusste, und wahrscheinlich wäre sie einfach weitergelaufen, hätte sie nicht irgendwann etwas festgehalten.
Sie starrte in ein grünes Gesicht, umrahmt von kurzem, schwarzem Haar. Die Gestalt hatte Hauer und grunzte unverständlich, sah sie aber fragend und nicht unbedingt feindlich an. Aber das war momentan sowieso egal. Wieder grunzte die Gestalt.
Tzatsu sagte das kleine Trollmädchen. Sie wusste nicht, ob dies ihr Name war, sie hatte keine Ahnung, was es bedeutete. Es war ihr gerade so in den Sinn gekommen, aber irgendeinen Grund würde das schon haben. Und dann fiel sie dem Grünling einfach vor die Füsse.

Tzatsu
Mitglied

Anzahl der Beiträge : 107
Anmeldedatum : 17.10.10

Charakter der Figur
Name:

Nach oben Nach unten

 Wer ist Tzatsu Empty Re: Wer ist Tzatsu

Beitrag  Tzatsu Sa Sep 03, 2011 2:45 pm

„Tzaaaaaaatsu, träum nicht wieder, komm zum Essen“ Mürrisch drehte das Trollmädchen ihren Kopf zur Matrone. Mit trotzigem Gesicht überlegte sie, ob sie der Aufforderung endlich Folge leisten sollte. Würde sie sich weigern, durfte sie wahrscheinlich wieder nicht mit den anderen hinaus. Provozierend langsam kletterte sie aus ihrer Hängematte und schlurfte zu dem grossen Tisch, an dem die anderen Waisenkinder schon lange versammelt waren. Ihr Blick wanderte über die Kinder bis sie Rasca fand. Lächelnd lief sie zu ihr. Das Orckind neben Rasca schien nicht gewillt, ihr Platz zu machen. Demonstrativ breitete es die Ellbogen neben seiner Schüssel aus. Das Trollmädchen sah das Orckind schweigend an. Eine halbe Ewigkeit starrten sich beide stumm in die Augen, bis der Grünling langsam seine Arme vom Tisch nahm und rückte. Tzatsu strahlte Rasca an. Rasca war ihr Ein und Alles, ihre grosse Schwester, ihr Rettungsanker, ihre Heimat. Sie waren die einzigen Trollkinder hier und somit zu Aussenseitern abgestempelt, was beide nur noch enger verband. Rasca tröstete sie, wenn sie traurig war, Rasca war da wenn sie Heimweh nach einem Zuhause hatte, an das sie sich nicht mehr erinnerte, Rasca war da, wenn jemand ihr Böses wollte und Rasca sang für sie. Oft kletterte Rasca nachts auf das Dach des Waisenhauses und sang die Sterne an. Dann lag Tzatsu in ihrer Hängematte, ihr Kissen fest an ihr Gesicht gedrückt und lauschte dem Gesang, der wohl selbst das kälteste Herz noch angerührt hätte, während ihre Tränen lautlos den rauen Stoff des Kissens tränkten. Aber etwas unterschied die beiden Trollmädchen. Während Rasca unter den Gemeinheiten der anderen Kinder zu leiden hatte, schien Tzatsu beinahe unberührbar. Es war nichts, was sie tat oder sagte. Oft wurde sie sogar übersehen, sie war unscheinbar und still. Es war die Art, wie sie Jemanden ansah, die denjenigen zögern liess zu tun, was auch immer er gerade hatte tun wollen. Und noch etwas unterschied die Beiden: Tzatsus beinahe unbändiger Freiheitsdrang.

Immer wieder entwischte sie den Matronen und trieb sich in den Gassen Orgrimmars herum. Niemand achtete auf das kleine Trollmädchen und bald schon wusste sie genau dies für sich zu nutzen. Sie lungerte auf den Treppen der Spelunken herum und spielte mit ihrer kleinen Holzfigur, wie es schien. In Wirklichkeit jedoch hatte sie den Schankraum genauestens im Blick. Sie wusste welcher Gast genug getrunken hatte um ein lohnendes Opfer zu sein. Verliess dieser die Taverne, hing Tzatsu wie ein Schatten an ihm um ihn in einem geeigneten Augenblick mit flinken geschickten Fingern um sein Gold zu erleichtern ohne dass dieser bemerkte wie ihm geschah. Mit dem Gold kaufte sie Essen und Spielsachen für Rasca und sich, aber eines Abends sollte sich dies alles für immer ändern.

Sie hatte sich einen Orc ausgesucht, der mehr als einen Becher zuviel über den Durst getrunken hatte. Wie immer folgte sie ihrem Opfer und als er in eine dunkle Gasse einbog, sah sie ihre Chance. Sie wusste, wohin der den Beutel mit dem Gold gepackt hatte. Als sie ihn schon in ihren Fingern hielt, spürte sie einen eisernen Griff um ihr Handgelenk. Danach sah sie nur noch Sterne vor Augen als ihr Kopf mit Wucht zur Seite geschleudert wurde. „Wirst du Ratte es wohl lassen, andere zu beklauen!“ Ihr Kopf flog zur anderen Seite, dann folgte eine ganze Serie von Schlägen bis sie wimmernd am Boden lag. „Und wenn du schon klauen musst, mach es wenigstens richtig!“ Dieser Orc war ganz sicher nicht betrunken. Tzatsu verstand ihre Welt nicht mehr. Was hatte sie denn falsch gemacht? Sie spürte wie sie hochgehoben und weggetragen wurde.

Als sie ihre Sinne wieder beisammen hatte, sass sie in einem kleinen halbdunklen Raum jenem Orc und zwei Trollen gegenüber. „Sie ist doch noch ein Kind“ sagte einer. „Aber sie ist aus dem Waisenhaus. Keiner wird sie vermissen“ sagte ein anderer. Prüfend lagen die Blicke auf ihr. „Und sie hat Talent, sagst Du?“ fragte der Dritte. Der Orc nickte. Somit schien es beschlossene Sache. Am nächsten Tag begann ihre Ausbildung.

Es begann damit, dass sie Dinge aus den verschiedensten Taschen klauen sollte. Ausserdem brachte man ihr bei, mit einem Stück Draht ein Schloss zu öffnen. Das Trollmädchen hatte Spass daran. Der Schwierigkeitsgrad steigerte sich langsam und ihr Ehrgeiz war geweckt. Sie trainierte viel um besser zu werden und ihre Lehrer nicht zu enttäuschen. Gleichzeitig trainierte man ihren Körper. Das Ziel war absolute Körperbeherrschung und Tzatsu arbeitet auch daran hart. Schliesslich schickte man sie zu Übungszwecken in die verschiedensten Räumlichkeiten. Immer hatte sie den Auftrag einen bestimmten Gegenstand zu besorgen. Wie sie dies machte blieb ihr überlassen. Mal musste sie klettern, mal balancieren, mal sich durch enge Schächte schieben und immer galt es, dabei Schlösser zu öffnen und ungesehen an den Wachen vorbei zu kommen. Als dies nichts Neues mehr für sie war, führte man sie an die Gifte heran. Nun begann eine Zeit, in der es dem Trollmädchen schlecht ging, denn bei allen Giften, bei denen dies möglich war, wurde von ihr verlangt, sie an sich selbst zu testen. Ausserdem wollte man sie gegen die gängigsten Gifte immunisieren.

Schliesslich wurde es ernst und das Trollmädchen bekam die ersten echten Aufträge. Bei welchem seltsamen Verein sie gelandet war, interessierte sie nicht. Alles war ein riesiges, spannendes Abenteuer.

Tzatsu
Mitglied

Anzahl der Beiträge : 107
Anmeldedatum : 17.10.10

Charakter der Figur
Name:

Nach oben Nach unten

 Wer ist Tzatsu Empty Re: Wer ist Tzatsu

Beitrag  Tzatsu Sa Sep 03, 2011 2:46 pm

„Nein! Neinneinnein, verdammter Kodoscheiss, hör auf! Ich kann das nicht länger mit ansehen, was du da treibst!“ Das Trollmädchen hielt beleidigt mitten in der Bewegung inne. „Was denn, maan, ich mach doch alles, was du mir sagst!“ Der bullige Orc verschränkte seine Arme vor der breiten Brust. „Tust du eben nicht! Soll ich dir in den Hintern treten, damit du’s endlich tust oder soll ich dir die Ohren noch länger ziehen ? Vielleicht hörste dann ja mal. Und jetzt das ganze noch mal von vorn. Und zwar…..rrrichtig!“

Das Trollmädchen funkelte den Orc an, stellte sich aber wortlos wieder in Angriffsposition. Sie wusste, wann es besser war die Klappe zu halten. Ihre Klauen umfassten die Griffe der Dolche fester. Sie hatte die Trainingspuppe fest im Blick während sie im Geiste Schritt für Schritt den Angriff durchging.

„Du benutzt die Dolche, das kann jedes Kleinkind. Wie oft soll ich dir noch predigen….du BIST die Klinge!“

Jajajaja……das Trollmädchen nickte artig und ein wenig abwesend. Zu oft hatte sie diesen Satz gehört. Sie atmete noch einmal tief durch und startete ihren Angriff. Hinter ihr konnte sie das unzufriedene Schnauben ihres Lehrers hören und das machte sie wütend. Was wollte er von ihr? Sie gab sich doch wirklich alle Mühe! Schuftete hier bis zur völligen Erschöpfung an einer blöden Holzpuppe! Die Klinge sein, pah! Sie war ein Troll und kein Stück Metall und überhaupt….Sie änderte den Griff um die Dolche ein wenig, damit sie ihr trotz der Lederbänder um die Griffe nicht aus den Händen rutschten – das hätte ihr noch gefehlt! – und plötzlich war alles anders.

Der nächste Schlag kam ihr vor, als hätte sie ihn in Zeitlupe ausgeführt. Sie sah wie sich Stahl in Holz bohrte, wie ein Stück davon heraussprang, sich ein paar Mal in der Luft drehte und zu Boden fiel. Sie spürte das Vibrieren der Klinge bis in ihr Blut. Sie musste nicht hinschauen, um zu wissen, dass sie wieder zuschlagen musste um dem wirbelnden Arm der Puppe auszuweichen. Sie sah in sich hinein und lauschte. Sie summte, ihr ganzer Körper schien zu singen und sich zu straffen. Sie dachte nicht mehr über Schritte nach. Sie hatte alles vergessen, was ihr der Orc jemals an Taktiken erzählt hatte. Sie tanzte einen Kampf aus Blut und Tod. Wirbelnden Schleiern gleich, umtanzte sie die Puppe, das Drehgelenk der Figur ächzte im Todeskampf und einem Matador ebenbürtig setzte sie ihre Dolche zum finalen Stoss an um ………

„Tzatsu!“

Verwirrt hielt sie inne und blinzelte zu ihrem Lehrer. Sie hatte nicht mitbekommen wie er aufgesprungen war und musste ihn erst suchen. Dumpf und heftig bekam sie den Arm der Trainingspuppe ins Kreuz.

„Au! Was ..was ist denn?“

Der Orc kam auf sie zu und strahlte sie an. Seine riesigen Hände griffen nach ihr und warfen sie in die Höhe. Er fing sie wieder auf und brachte ihrer beider Augen auf eine Höhe. „Mädchen, du hast es kapiert. Endlich kapiert. Du BIST die Klinge.“

__________________________________________________________

„Tu es!“
Sie spürte seinen Atem an ihrem Ohr. Er stand so dicht hinter ihr, dass sie sich an ihn anlehnen könnte, würde sie ihr Gewicht verlagern. Das machte sie zusätzlich nervös.
„Tu es!“
Die Stimme des Trolls wurde dringlicher und sorgte dafür, dass ihr Fell sich aufstellte. Sie wollte ihren Kopf drehen und ihn ansehen, aber das ging nicht. Die Situation liess das nicht zu. Tzatsu starrte nach vorne, auf einen jungen Troll, ungefähr so alt wie sie, der sie musterte und vergeblich versuchte, seine Nervosität zu verbergen. Ebenso vergeblich wie sie.
„Was hat er denn getan?“ flüsterte das Mädchen zu dem Troll hinter sich ohne den Blick von dem Jungen vor ihr abzuwenden.
„Das ist nicht wichtig für dich. Tu es!“
Sie konnte kleine Speicheltröpfchen auf ihrem Ohr fühlen, was ihr verriet wie angespannt der Troll hinter ihr war. Sie konnte die Spannung hinter sich spüren, die sich unmittelbar auf sie übertrug, aber auch die vor ihr, was wiederum dazu führte, das sie völlig paralysiert weiterhin einfach nur starrte. Sie wusste, sie musste es tun. Wenn sie es nicht täte……
Sie machte sich nichts vor. Es wäre ihr Ende. Dies hier war eine Prüfung und wenn sie sie nicht bestehen würde, wäre sie wertlos und würde entsorgt werden. So wie das Geschöpf, dass sie nun vor sich hatte.
„Tzatsu!“
Die Stimme hinter ihr schaffte es tatsächlich, noch an Intensität zuzunehmen, obwohl sie nur flüsterte. Sie wusste, dass der Troll gerade mit Mühe das Bedürfnis unterdrückte, ihre Handgelenke zu umfassen und die notwendigen Bewegungen für sie auszuführen.
„Hat er etwas Schlimmes getan?“
„Das ist egal.“
Sie nickte. Es war egal. Nur ein Auftrag wie alle anderen. Und so gar nicht wie alle anderen.
Das Trollmädchen löste sich aus ihrer Starre und machte ein paar Schritte auf den Jungen zu, so dass sie nun vor ihm stand. Sie sah in seine Augen, dann wollte sie sich hinter ihn schieben, doch ein scharfes „Nein!“ des Trolls am Rande des Raums liess sie innehalten. Sie seufzte innerlich. Auch das war klar gewesen. Wieso versuchte sie etwas anderes, wenn sie doch wusste, was erwartet wurde?
Sie stellte sich wieder vor den Jungen und fixierte ihn mit ihrem Blick. Er war nervös und er hatte Angst. Sie konnte es riechen. Oder roch sie sich selbst? Ihre Hand wanderte zu dem Griff ihres Dolches und verharrte dort. Die ganze Situation schien ihr zu irreal. Sie tat das gerade nicht und deshalb weigerte sich ihr Körper auch, die Bewegungen auszuführen, die nötig waren. Aber sie spürte Blicke auf sich. Bohrend die einen, prüfend und aufmerksam die anderen und so startete ihr Hirn das mühsame Unterfangen, Hand und Arm davon zu überzeugen sich zu bewegen. Fest umklammerte sie das Leder und setzte die Spitze ihrer Klinge auf den Punkt, wo das Herz des Jungen schlug. Er schluckte, aber er war so verdammt ruhig. Ob sie ihm Drogen gegeben hatten? Könnte sie so ruhig bleiben in einer solchen Situation? Sie sah in seine Augen, die fest auf ihr lagen und dann stiess sie zu. Sie spürte, wie die Haut unter der Klinge nachgab, sie konnte fühlen, wie sie Fleisch zerteilte, ganz mühelos. Sie traf auf eine Rippe und musste den Winkel der Klinge ein wenig verändern und weiter ging es, während sie in die grossen, nun weit aufgerissenen Augen des Jungen blickte. Er gab keinen Laut von sich, aber er sah sie erstaunt an. Das Mädchen war genau so erstaunt. Es war so einfach. Sie spürte, wie ihre Klinge auf sein Herz traf, spürte, wie es verzweifelt versuchte, trotz des kalten Stahls in sich weiter zu schlagen. Der Blick des Jungen veränderte sich. Er sah sie nicht mehr an, sondern schien in sich hinein zu lauschen. Seine Hand fuhr in die Höhe, führte die Bewegung aber nicht zu Ende als das Trollmädchen die Klinge wieder aus ihm heraus zog. Der Blick des Jungen richtete sich wieder auf sie, ein wenig vorwurfsvoll nun. Er schien etwas sagen zu wollen, doch dann brach sein Blick. Er sank zu Boden und seine toten Augen starrten sie trübe an.

.................

„Sieh mich nicht so an!“
Schweissgebadet wachte das Trollmädchen auf und fuhr in ihrer Hängematte in die Höhe. Hektisch sah sie sich in der Dunkelheit um.
„Geh weg!“
Sie sprang aus der Matte und warf sich ein Hemd über. Barfuss eilte sie über kalten Stein durch die nächtlich leeren Räume und hinaus. Nur Wenige kannten die geheimen Tore der Stadt. Durch ein solches trat sie nun. Der Nachtwind wehte kalt vom Meer her und liess ihr Hemd wild flattern. Weit musste sie nicht gehen um zu den flachen Erdhaufen zu gelangen. Einer von ihnen war ganz frisch aufgeworfen. Vor diesem liess sie sich nieder und wühlte sich mit ihren Klauen durch die Erde wie ein Maulwurf. Sie hielt erst inne als sie auf Widerstand stiess. Fast panisch befreite sie das grosse Stück Stoff von der restlichen Erde und schnitt es auf. Da lag er, der Trolljunge. Das Mädchen gab ein triumphierendes Knurren von sich.
„Da bist du ja, ha! Hör auf damit, hörst du?! Hör auf, mich so anzusehen! Ich musste es tun. Sie hätten sonst mich……egal! Hör auf so zu schaun, eh! Hör auuuuf!“
Wieder und wieder stiess sie ihre Klinge in das tote Fleisch bis zwei Arme sie sanft von hinten packten und wegzogen.
„Es ist gut. Es ist vorbei. Er sieht dich nicht mehr an. Es war das erste mal. Beim ersten mal ist es immer schwer. Das nächste mal wird viel leichter. Vertrau mir.“
Sanft wiegte der Troll das Mädchen in den Armen und endlich liess sie ihren Tränen freien Lauf.

_____________________________________________________________

„Der Auftrag ist erledigt. Alle drei sind tot“
„Alle drei?“ Der Orc zog eine Braue hoch. „Es sollte doch nur der Kommandant ausgeschaltet werden.“
„Sie wollte sicher gehen.“
„Sicher? Dann kam es also zu einem Kampf?“
„Unser Beobachter sagt, es sind keine Spuren eines Kampfes zu sehen.“
„Alle drei tot und keine Spuren eines Kampfes?“ Der Orc rieb sich nachdenklich das Kinn. „Wer hatte den Auftrag noch mal?“
„Tzatsu.“
„Das kleine Trollmädchen?“
Der Troll nickte.
„Keine Spuren eines Kampfes. Soso……Tzatsu also…“

___________________________________________________________________________


Das Trollmädchen, das mittlerweile eine junge Trollfrau war, drückte sich in den Schatten des Hauseingangs bis die Soldaten an ihr vorbei waren. Aufmerksam sah sie ihnen nach, dann wieder nach vorne, ins Zwielicht des Abends. Auf der anderen Seite des Kanals fuhr eine weitere Kutsche Richtung Palast. Sie würde sich etwas beeilen müssen, sonst hätte sie ihre Chance vertan. Sie drückte sich eng an der Mauer entlang wieder auf die Strasse und huschte weiter, im Schutz der Dunkelheit. Je näher sie dem Palast kam, desto langsamer und vorsichtiger wurde sie. Aus sicherer Entfernung musterte sie schliesslich den Haupteingang des Prachtbaus. Viele Wachen in Gala-Uniform standen davor, alles war mit Fackeln festlich beleuchtet und Kurzhauer schwärmten wie Insekten überall herum. Es reizte sie, durch den Haupteingang zu marschieren, es reizte sie sogar sehr, aber heute hatte sie hier etwas Wichtiges zu erledigen und somit waren unnötige Risiken tabu.
Seufzend schlug sie einen grossen Bogen entlang der hohen Mauer bis zu den Gartenanlagen im hinteren Teil des Anwesens. Die Mauer war hoch, aber nicht zu hoch und zum Glück nicht verputzt. Sie sah sich um, vergewisserte sich, dass die Strasse leer war und nahm dann Anlauf. Mit einem Satz landete sie wie eine Katze an der Mauer. Ihre Klauen bohrten sich in die Ritzen zwischen den Ziegeln, während ihre Füsse sie schon weiter nach oben stemmten, um das Gewicht etwas von den Krallen zu nehmen. Sie schwang sich hoch und klammerte sich an die Mauerkrone. Eine Sekunde lang hielt sie so inne und atmete tief durch, dann spannte sie ihren Körper an und schwang den Rest ihres Körpers hinauf. Einem dunklen Gargoyle gleich kauerte sie auf der Mauer und spähte angestrengt ins Dunkel des Hofes. Am Ende des Weges standen zwei Wachen und weitere dort, wo es ins Gebäude hinein ging.

Einem Schatten gleich floss sie an der Mauer herunter und schlich geduckt durchs Gras auf das Gebäude zu, jedoch nicht Richtung Tür. Ihr Weg führte sie am Haus entlang zu den unschöneren Flecken dieser Burg. Hier hinten gab es keinen sauberen Kies mehr, der die Wege bedeckte, sondern nur schlammige Wege, die mit Holzplanken bedeckt waren, damit die Diener nicht allzu viel Dreck in den Palast brachten.
Das Weibchen stellte ihre Ohren auf und lauschte. Sie musste rechtzeitig vor den Kurzhauern im Palast sein, das hiess Beeilung. Endlich fand sie, was sie gesucht hatte – ein offenes Fenster, fast auf Bodenhöhe. Sie ging in die Knie, spähte hinein und gratulierte sich selbst für ihren Orientierungssinn. Sie hatte die Küche gefunden. Drinnen herrschte reges Treiben. Die Arbeiten an dem Festessen das in Kürze serviert werden sollte liefen auf Hochtouren. Niemand hatte Zeit auf etwas anderes als seine Aufgabe zu achten.
Tzatsu wickelte die Fellstücke von ihren Schuhen, damit auch sie im Palast keine Spuren hinterliess und stopfte sie in ihre Tasche. Lautlos liess sie sich durch das Fenster in den Raum gleiten und huschte in den nächsten Schatten. Von dort aus nutze sie jede Gelegenheit, ungesehen in den nächsten Schatten zu gelangen bis sie schliesslich an der Tür war. Von dort aus war es kaum ein Problem mehr, weiter zu kommen. Hier gab es keine Wachen, nur ab und zu Personal, das hektisch an ihr vorbei lief während sie sich ins Dunkel der Mauern drückte. Als sie in den offizielleren Teil der Burg gelangte, boten die Vorhänge und Teppiche, die vor den Wänden hingen die gewünschte Deckung. Am Ende eines Flures hielt sie inne. Dort vorne stand ein Grüppchen Wachen, die sich unterhielten. Tzatsu schnaubte unwillig. Sie hatte gehofft, diese würden erst zusammen mit dem König und seinen Gästen kommen. Noch langsamer und vorsichtiger schob sie sich an der Wand entlang Richtung Tür und erstarrte jedes Mal, wenn eine der Wachen zufällig den Kopf hob und sich umsah.
Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte sie die Tür erreicht. Allerdings hörte sie auch, wie sich die Kurzhauer näherten. Sie fluchte leise und liess ihren Blick durch den Saal wandern. Ein Drittel des Raumes wurde von einem Podest eingenommen, auf dem ein Thron stand. Den Platz vor dem Podest nahm nun eine riesige Tafel ein, die bereits festlich gedeckt war. Am Kopf des Tisches stand ein prächtiger Stuhl. Dort würde der König sitzen, hatte man ihr erklärt, und wenn sich die Menschen an diese seltsame Kette hielten, auf die hier soviel Wert gelegt wurde, dann musste der Botschafter dort links sitzen.
Tzatsu eilte zum Tisch und zog eine kleine Phiole aus ihrer Tasche. Vier Tropfen gab sie in den Kelch des Botschafters, wenig genug, dass es nicht auffiel, aber genug um zu wirken. Die Schritte im Flur wurden lauter, Stimmen waren zu hören. Die Trollfrau fluchte. Es blieb ihr keine Zeit mehr, aus dem Raum zu verschwinden. Hastig sah sie sich um. Auf dem Podest gab es keine Versteckmöglichkeiten. Die Wandteppiche bedeckten nur Wände, keine Mauernischen und auch sonst war da nichts, ausser ………

Als der König den Raum betrat, hatte Tzatsu es sich unter dem Tisch so bequem wie möglich gemacht. Das war gar nicht nach Plan, aber wenn die Kette oder wie das Dings hiess, stimmte, dann würde man irgendwann den Saal auch wieder verlassen um zu tanzen.
In den folgenden Stunden hatte Tzatsu ausreichend Zeit, sich über die modischen Entgleisungen der Kurzhauer Gedanken zu machen. Gelangweilt hörte sie Reden zu, die sie nicht verstand und sah sehr zufrieden aus, als plötzlich Stühle geschoben wurden, die Menschen sich erhoben und dann das Klingen von Gläsern ertönte als angestossen wurde. Ab jetzt, mein Lieber, dachte sie, ist deine Zeit gezählt.
Sie kannte den Botschafter nicht. Sie wusste nicht mal genau, worum es hier ging. Irgendein Bündnis der Kurzhauer, das ihr Chef nicht mochte. Also wurde es verhindert.
Nach einer Ewigkeit wurde die Tafel über ihr aufgehoben und die Gäste begaben sich zum Tanz. Für sie war das die Gelegenheit, auf die sie so geduldig gewartet hatte. Auf dem gleichen Weg, den sie gekommen war, eilte sie zurück, hinaus aus der Burg. Draussen atmete sie erleichtert tief die kühle Nachtluft ein. Aus den Schatten heraus klettert sie an der Fassade eines Hauses hinauf und sprang von Dach zu Dach Richtung Stadtrand. Als sie hinter sich ein Geräusch hörte, fuhr sie herum.
Ein Mensch stand vor ihr. Wie sie hatte er seinen Dolch in der Hand, bereit, einen vermeintlichen Konkurrenten auszuschalten, denn was sonst sollte hier mitten in der Nacht in Sturmwind auf den Dächern rumhoppsen? Als er erkannte, was da vor ihm stand, riss er die Augen auf. Tzatsu fluchte los. Das hatte ihr noch gefehlt. Wenn der Kerl nun Alarm gab, würde hier die Hölle los sein. Sie setzte zu einem Sprung auf den Menschen an, aber dieser schien die gleiche Idee gehabt zu haben. Es gelang ihr noch, ihr Gewicht ein wenig zu verlagern, so dass sie nicht in der Luft mit ihm zusammen stiess. Sie landete, allerdings nicht so, wie sie es geplant hatte, was sie ins Taumeln brachte. Der Mensch durfte nicht schreien, alles, nur nicht schreien. Sie wirbelte herum und warf sich ungeachtet der Dachschräge mit ihrem ganzen Gewicht gegen ihn. Mit einem dumpfen „Uff“ ging er zusammen mit Tzatsu zu Boden, dann sagte er nichts mehr. Tzatsus Klinge steckte bis zum Schaft in seinem Herzen. Grummelnd krabbelte die Trollin von dem Toten und zog ihre Klinge wieder heraus. Sie wollte sie wegstecken, traf aber die Dolchscheide nicht. Verwundert blinzelte sie und sah an sich herab, ob sie noch an ihrem Gürtel hing. Erstaunt bemerkte sie, wie ihre Hände zitterten. Ihr Blick verschleierte sich und ihr wurde schwindlig. Sie murmelte trollische Flüche während sie auf dem Dach zusammenbrach. Mühsam hob sie ihren Kopf und entdeckte die Stelle an der die Klinge des Anderen sie getroffen und ihre Lederrüstung durchstochen hatte.

Gift! Das war wirklich kein Anfänger gewesen. Ihr Blick wanderte hinauf zum Mond. Wie ironisch das Leben manchmal war. Sie war alleine nach Sturmwind hinein gelangt, hatte den Palast betreten und sicherlich einen Botschafter ausgeschaltet. Sie hatte allen Wachen ein Schnippchen geschlagen und war munter über die Dächer Sturmwinds entkommen. Wahrscheinlich hatte sie irgendein wichtiges politisches Bündnis verhindert – nur um dann auf einem Dach am Gift eines Taschendiebes zu verrecken, der sich um seine zwei Goldstücke sorgte

Tzatsu
Mitglied

Anzahl der Beiträge : 107
Anmeldedatum : 17.10.10

Charakter der Figur
Name:

Nach oben Nach unten

 Wer ist Tzatsu Empty Re: Wer ist Tzatsu

Beitrag  Tzatsu Sa Sep 03, 2011 2:47 pm

Mühsam schüttelte sie ihren Kopf. Sie durfte dem Gift nun nicht nachgeben, nicht hier, in der Hauptstadt des Feindes. Sie spürte, wie die Kälte durch ihren Körper kroch und versuchte sich einzureden, dass es nur die Nachtluft war. Ihr Blick wanderte hinauf zum Firmament. Die Sterne dort oben waren heute aber auch wirklich weit weg. Alles schien weiter weg zu sein als sonst. Ein kleines hysterisches Kichern kam über ihre Lippen. Sie lag hier und spürte dem Gift nach, das durch ihren Körper floss und statt etwas zu tun betrachtete sie die Sterne. Unwillig gestand sie sich ein, dass sie nicht die geringste Idee hatte, was sie tun könnte ausser zu sterben und zu hoffen, das es nicht zu qualvoll werden würde. Vielleicht hätte sie ein Gegengift einstecken sollen. Genau, ein Gegengift war eine grossartige Idee. Das nächste mal würde sie etwas mitnehmen, wenn sie ……..wenn es ein nächstes mal geben würde. Sie seufzte und wollte sich in Selbstmitleid versinken lassen, aber ein Gedanke, den sich noch nicht greifen konnte, liess dies nicht zu. Unwillig drehte sie ihren Kopf und sah sich um. Ihr Blick blieb an der Leiche hängen, die nicht weit von ihr auf den kalten Ziegeln lag. Der hatte es wenigstens schon hinter sich. Dabei war er vielleicht wirklich gut gewesen. Sie stutzte. Etwas liess sie sich an diesen Gedanken klammern. Wenn er gut gewesen war………

Mit letzter Kraft drehte sie sich auf den Bauch und schob sich mühsam vorwärts. Ihre Glieder zu bewegen war so anstrengend. Sie kam sich vor wie eine Schnecke, die man mit einer Reise auf einen anderen Kontinent beauftragt hatte. Endlich, nach Stunden, wie es ihr schien, war sie bei dem Toten. Sie stützte sich schwer auf ihn, um seine Taschen durchsuchen zu können. Die Zeiten, in denen sie die toten vorwurfsvollen Augen nicht ertrug, waren lange vorbei. Gleichgültig und eher beiläufig registrierte sie die kleinen Details, den Ring an seinem Finger, die gut verarbeitete Kleidung, kurze saubere Fingernägel. Wäre es ihr nicht so dreckig gegangen, wäre sie neugierig auf ihn geworden. So jedoch durchsuchte sie fieberhaft seine Taschen bis sie etwas fühlte, was ihr Herz schneller schlagen liess. Sie zog eine kleine Phiole aus seiner Tasche und musterte sie. Gift oder Gegengift? Hilfe oder Tod? Aber war es nicht egal? Wenn sie es nicht trank, würde sie sterben, wenn sie es trank vielleicht auch und früher oder später musste sowieso jeder dran glauben. Sie bohrte eine Klaue in den Korken der das Fläschchen verschloss und zog ihn heraus. Ihre Lippen umschlossen das Glas, dann legte sie den Kopf in den Nacken und trank.

………

Die Sonne brannte auf sie herab und trocknete sie langsam aus. Sie wollte blinzeln, bekam ihre Augen aber nicht auf. Sie wollte ihre Arme heben um nach ihrem Gesicht zu tasten, aber ihre Muskeln verweigerten den Dienst. Erschöpft gab sie auf und versank erneut in tiefen, traumlosen Schlaf.
……..
Sie fror. Die Kälte steckte in jeder Faser ihres Körpers. Mühsam versuchte sie sich aufzurichten und konnte nur mit Mühe einen Schmerzensschrei unterdrücken. Sie kam in eine halbwegs kauernde Position und versuchte ihre Sinne zu aktivieren. Ihre Augen halfen ihr momentan nicht viel. Es war dunkel, Nacht, wie sie hoffte und das Fehlen alltäglichen Strassenlärms sprach dafür. Ihre Ohren liessen sie das leise Plätschern des Wassers im Kanal hören, ein paar streunende Katzen, die Revierstreitigkeiten klärten, in der Ferne einen Betrunkenen der sich weinselig auf den Heimweg machte und kurz das Rattern von eisenbeschlagenen Rädern auf Kopfsteinpflaster. Ihr Kopf fuhr herum. Ihre Nase meldete hinter ihr Etwas, das ganz und gar nicht mehr frisch war. Langsam kam die Erinnerung an die vergangenen Ereignisse zurück. Sie musste hier weg, egal wie. Langsam richtete sie sich auf und näherte sich dem Rand des Daches. Es war nicht sehr hoch und die Strasse leer. Sie stiess sich mit den Füssen von den Ziegeln ab und sprang.

Einige Augenblicke blieb sie zusammengekauert auf dem Pflaster hocken, bis der Schmerz und die Sterne vor ihren Augen verschwanden. Ihre Muskeln waren momentan alles andere als geschmeidig. Sie sah sich nach Deckung um und verschmolz mit den Schatten der mächtigen Häuserwände. Sehr viel weniger fliessend als sonst mühte sie sich Richtung Stadtausgang. Wann immer sie auf Passanten traf, drückte sie sich tief in die Schatten und hielt die Luft an. Dann war sie endlich aus der Stadt heraus. Sie hatte das Gefühl, das Sturmwind in der Zeit, die sie auf dem Dach verbracht hatte, mindestens um das Doppelte gewachsen sein musste. Keuchend schlug sie sich nach rechts in die Büsche und entfernte sich weiter von der Stadt. Erst als sie sicher war, das kein zufälliger Beobachter mehr in der Nähe war, steckte sie zwei Klauen in den Mund und stiess einen kurzen scharfen Pfiff aus. Ein leises Rauschen in der Luft verkündete die Ankunft ihres Flugtieres. Unendlich erleichtert zog sie sich auf den Rücken des Tieres und liess ihn Kurs aufs Meer nehmen.

……..

Ihre Schritte hallten durch die unterirdischen Gänge, die durch die Fackeln an den Wänden nur spärlich beleuchtet wurden. Vor der schweren hölzernen Tür blieb sie einen Moment lang stehen und atmete tief durch. Sie hatte keine Ahnung, was sie erwarten würde. Ihr Herz schlug wild. Zu wild. Wenn sie reden musste, würde man hören können wie aufgeregt sie war. Sie schloss ihre Augen und konzentrierte sich auf ihre Atmung. Nach ein paar Sekunden war sie wieder ruhiger. Was auch immer hinter dieser Türe passieren würde, sie konnte es nur beeinflussen wenn sie gelassen blieb. Noch einmal holte sie tief Luft, dann klopfte ihre Faust energisch gegen das dunkle Holz.
…..

„Du kommst um Einiges später als erwartet. Gab es Schwierigkeiten?“

Tzatsu musterte die beiden Orcs und den Troll die an einem Tisch vor ihr sassen und sie nun neugierig betrachteten. Sie hatte diese Frage befürchtet. Schwierigkeiten. Hatte es Schwierigkeiten gegeben? Aus ihrer Sicht ganz bestimmt. Sie war heilfroh, noch am Leben zu sein und in diesem Moment hätte sie sich gerne an irgendeine breite Brust geworfen und wäre am liebsten in Tränen ausgebrochen. Sie wollte erzählen, wie viel Angst sie gehabt hatte, wie schwierig es gewesen war, ungesehen davon zu kommen, wollte erzählen, wie sehr sie von diesem Kerl auf dem Dach überrascht worden war, wie das Gift sie gequält hatte, wollte von ihren Schmerzen berichten und dann getröstet werden mit dem Versprechen, das alles gut werden würde.

Einer der Orcs liess ungeduldig ein Blatt Papier sinken und sah sie an.
„Nun?“

„Nein. Es gab keine Schwierigkeiten. Der Auftrag wurde wie gewünscht ausgeführt. Ich habe nur für den Rückweg ein wenig länger gebraucht als geplant.“

Ihr Blick wanderte kurz zu dem zweiten Troll im Raum, der unauffällig im Schatten stand, aber dessen Miene blieb ausdruckslos. Die drei vor ihr tauschten kurz Blicke miteinander und sahen dann beinahe gleichzeitig zu dem kaum sichtbaren Troll. Dieser nickte kurz und verschwand.
„Nun, dann willkommen zurück……………Schattenpirscher.“

Einen Moment lang lauschte Tzatsu den Worten und versuchte sie zu verstehen. Hatte sie gerade…..war das eben ….? Sie blinzelte und sah die drei am Tisch fragend an. Einer der beiden Orcs nickte grinsend.

„Ihr…….ich…….?“

Der Troll schob eine Goldmünze in ihre Richtung. „Dies wird dich ausweisen, falls es nötig ist. Setze sie mit Bedacht ein. Du kennst die Regeln.“
Vorsichtig streckte die Trollin die Finger nach der Münze aus als hätte sie Angst, sich daran zu verbrennen. Als nichts geschah, umschlossen ihre Klauen das Goldstück und hielten es ganz fest.

„Yiiiehaaaaaaaaaa“ Sie stiess einen Schrei aus und machte einen Luftsprung. Einer der Orcs lachte rauh, wurde aber sofort wieder ernst. „Wie lang willst du unsere Zeit noch stehlen, hrm ? Hast du nichts Besseres zu tun?“

Tzatsu nickte grinsend und stürmte hinaus.

Sie kam nicht weit. Ein Arm kam aus einer Tür und zog sie hinein. Der Troll von eben musterte sie aufmerksam, dann lächelte er. „Ich bin froh, dich heil zu sehen. Was ist nun wirklich passiert?“

Tzatsu seufzte grinsend und liess sich dann auf den Boden fallen.
„Erst lief alles nach Plan. Aber auf dem Rückweg traf ich auf so nen Typ. Ich hab ihn erwischt, aber er mich leider auch.“

Besorgnis spiegelte sich im Gesicht des Trolles, dann musste er schmunzeln. „Was für ein Typ?“

„War auf nem Dach. Wollt sicher wo einsteigen oder so.“

Das Grinsen des Trolles wurde breiter und breiter. „Dann wäre also auch das geklärt.“

Tzatsu sah ihn fragend an.

„Mittlerweile dürfte dir klar geworden sein, dass dieser Auftrag eine Prüfung für dich war. Und natürlich wollten wir sicher gehen. Jemand sollte beobachten was du tust. Dafür nahmen wir Kontakt mit Lord Rabenholdt auf. Einer seiner Leute sollte berichten, wie alles gelaufen ist. Allerdings kam dieser nicht wieder zurück. Ich denke, wir verschweigen diesen Teil deines ..Ausflugs..lieber. Nicht, dass es noch zu diplomatischen Verwicklungen kommt.“

Tzatsu sah den Troll gross an. „Rabenholdt, eh? Kurzhauer? Uhm….ich hab noch nie was von Rabenholdt gehört, maan. Ich hab doch gesagt….keine Schwierigkeiten.“

Tzatsu
Mitglied

Anzahl der Beiträge : 107
Anmeldedatum : 17.10.10

Charakter der Figur
Name:

Nach oben Nach unten

 Wer ist Tzatsu Empty Re: Wer ist Tzatsu

Beitrag  Tzatsu Sa Sep 03, 2011 2:48 pm

Keuchend fuhr sie aus dem Schlaf. Reflexartig griffen ihre Klauen nach ihren Dolchen während sie die Luft anhielt und angestrengt ins Dunkel spähte. Undurchdringliche Schwärze herrschte um sie herum. Kein noch so winziger Lichtstrahl fiel in ihre Kammer, lediglich das hämmernde Schlagen ihres Herzens schien durch die Stille zu dröhnen. Langsam liess sie die Luft aus ihren Lungen entweichen und entspannte sich etwas. Aber irgendetwas hatte sie aufschrecken lassen. Sie rieb sich den Schlaf aus den Augen, schlug die Biberfelldecke nach hinten und erhob sich behände von ihrer Schlafstatt. Auf Zehenspitzen schlich sie zur Tür und drückte ihr Ohr daran.

Tatsächlich waren auf dem Gang huschende Schritte und Geflüster zu hören. Tza musste grinsen. Ausgerechnet hier, wo man hart daran arbeitete, alle Geheimnisse Azeroths aufzudecken, wollte scheinbar irgendwer etwas vertuschen. Neugierig öffnete sie sehr langsam die Tür ihrer Kammer. Dieses alte Stück Holz neigte dazu, immer dann erbärmlich zu quietschen wenn sie es gar nicht gebrauchen konnte. Zentimeter für Zentimeter schob sie die Tür auf und ihre Nase ein Stück weiter in den Gang hinein. Alles blieb ruhig. Tzatsu sandte ein Stossgebet zu Hethiss, drückte sich flach an die Mauer des Flures und bewegte sich langsam auf den Schein einiger Kerzen zu, der aus der geöffneten Tür einer Kammer etwas weiter oben auf den Gang fiel.

In diesem Zimmer musste etwas passiert sein. Sie konnte geschäftiges Flüstern hören, auch einige Flüche. Sie streckte sich etwas, um von ihrer Position aus einen Blick auf das Geschehen erhaschen zu können, was sie dann jedoch erblickte, liess sie erschrocken zurück prallen. Sie presste beide Klauen fest an die Mauer in ihrem Rücken um Halt zu finden und schnappte ein paar Mal nach Luft. Sie wusste, dass dies einer jener Anblicke sein würde, die sich für immer in ihr Gedächtnis brannten, dennoch beugte sie sich nach einem kurzen Moment wieder nach vorne um einen weiteren Blick auf die Szenerie zu werfen.

Der Troll lag tot in seinem eigenen Blut. Der schmucklose Griff eines Dolches ragte anklagend aus seinem Rücken. Tzatsu fröstelte. Sie rieb sich über das Fell an ihren Armen und fühlte wie die Kälte in ihren Körper kroch. Sie schauderte und sah sich hektisch um. Sie kannte den Toten nicht besonders gut. Das war es nicht, was sie so aus der Fassung brachte. Tod und Blut waren schon lange zu ihren ständigen Begleitern geworden. Aber hier stimmte etwas nicht.

Wer hier lebte, der brachte doch den Tod und erhielt ihn nicht? Und überhaupt, wer hier lebte, der trainierte hart. Jeden Tag. Der hörte die Flöhe husten. Niemals würde sich jemand unbemerkt von hinten an einen von hier anschleichen können, es sei denn….die junge Trollin schlug eine Klaue vor ihren Mund um einen Schrei zu unterdrücken. Der Troll dort am Boden hatte sich nicht gewehrt. Hätte er das getan, so würde er anders dort liegen. Und das dem so war, bedeutete wohl tatsächlich, dass jemand von hier der Täter war. Diese Erkenntnis liess sie erstarren. Jedenfalls so lange, bis sich eine Hand von hinten schwer auf ihre Schulter legte. So viel zum Thema Flöhe husten hören.

Wieder unterdrückte sie nur mit Mühe einen Schrei, dann fuhr ihr Kopf herum und sie starrte in SEIN Gesicht. Ohne ein Wort und ohne eine weitere Reaktion von ihr abzuwarten, zog er sie ins nächste leere Zimmer.

---

„Es ist die Hölle“. Sie sass zusammengekauert auf dem Bett, die Knie eng an sich gezogen und wippte sacht vor und zurück, um die Kälte zu vertreiben und auch, um sich ein wenig zu beruhigen. „So schlimm ist es doch gar nicht“. „Doch! Noch viel schlimmer!“ Kurz hörte sie mit dem Wippen auf um ihre Aussage mit weitausholendem Schwung ihrer Arme zu unterstreichen. „Wir töten auf Befehl und fragen nicht mal, wieso. Wir müssen immer alles verheimlichen und...und…nirgends sind wir sicher. Jetzt bringen wir uns schon gegenseitig um“.
„Dafür geniesst Du viele Vorteile. Du hast ein Dach über dem Kopf, ein Bett und immer etwas zu Essen. Du kannst lesen und schreiben und du kannst kämpfen“. „Pah, ja. Aber zu welchem Preis!“. „Sag Du es mir“. Der Troll sah Tzatsu ruhig an. „Mich hat nie jemand gefragt, ob ich das alles will. Und was hab ich davon, wenn morgen ich diejenige bin, die tot auf dem Boden liegt?“ Die Trollin, nicht mehr wirklich Kind, aber auch noch keine Frau, drückte ein Kissen fest an. „Das wird nicht passieren“. „Kannst Du doch nicht wissen. Was hat er denn getan, he?“ „Nun, er war gut. Wahrscheinlich war er jemandem im Weg“. „Ich bin auch gut. Und ich will noch besser werden. Dann bin ich auch bald jemandem im Weg. Na danke“. Wütend warf Tza das Kissen wieder von sich. „Nein, das wird nicht passieren“ wiederholte der Troll. „Dafür werde ich sorgen“. Tza hielt in der Bewegung mit der sie wieder nach dem Kissen angeln wollte, inne. „Und wieso?“ Der Troll strich sich bedächtig über die Hauer. „Vielleicht weil Du mich an meine eigene Tochter erinnerst. Sie hat Dir sehr ähnlich gesehen. Und sie hatte deinen Dickkopf“. Ein kurzes Grinsen huschte über das Gesicht des Trolls. „Wo ist denn deine Tochter?“ Das Grinsen verschwand. „Sie ist tot“.
„Oh“. Tzatsu schwieg einen Moment lang betroffen. „Woran ist sie denn……?“ „Das geht dich nichts an“. Die Stimme des Trolls klang unbeabsichtigt schroff.
Tzatsu musterte ihn einen Moment, dann nickte sie. „Du hast Recht. Zuviel fragen war ja schon immer sehr ungesund“. Mit diesen Worten stemmte sie sich von der Bettkante und lief Richtung Tür. Kurz bevor sich die Tür hinter ihr schloss, liess die Stimme des Trolls sie noch mal innehalten.

„Tzatsu?“
„Ja?“
„Ich verspreche Dir…..Dir wird niemals etwas passieren“.

Tzatsu
Mitglied

Anzahl der Beiträge : 107
Anmeldedatum : 17.10.10

Charakter der Figur
Name:

Nach oben Nach unten

 Wer ist Tzatsu Empty Re: Wer ist Tzatsu

Beitrag  Gesponserte Inhalte


Gesponserte Inhalte


Nach oben Nach unten

Nach oben


 
Befugnisse in diesem Forum
Sie können in diesem Forum nicht antworten