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würdig genug

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Beitrag  Tzatsu Sa Sep 03, 2011 2:16 pm

Riesig und dunkel ragten die Berge in die Nacht. Wie von wilden Hunden gehetzt, jagten die Wolken über den Himmel und verdeckten immer wieder den bleichen Mond. In diesem Licht erschienen die kahlen herunterhängenden Äste der Bäume wie skelettierte Hände, die nach einem greifen wollten. Der Wind heulte wie klagende verlorene Seelen durch das Tal. Wer das Glück hatte, in einem Unterschlupf zu sein, zog sich unwillkürlich die Decke etwas weiter über den Kopf um sich vor den tobenden Gewalten draussen zu schützen. Nur eine Gestalt trotzte diesem Wetter. Der Wind wehte ihr rotes Haar wie Flammen um ein blasses Gesicht. Entschlossen stemmte sie sich ein wenig vorgebeugt gegen den Wind. Zielstrebig folgte sie einem schmalen Pfad, der sie weiter und weiter in die Berge führte. Mit Macht zerrte der Wind an ihrer Kleidung, die ungewöhnlich genug war, für die, die sie kannten, aber wahrscheinlich würde diese eh niemals jemand zu Gesicht bekommen.

Sie betrat eine kleine Höhle und blieb erstmal stehen um Luft zu holen. Der so plötzlich fehlende Widerstand des Windes liess sie ein wenig taumeln und die Stille hier drin legte sich drückend auf ihre Schultern. Eine ganze Weile stand sie nur still da, bis sich ihre Augen an das Dunkel gewöhnt hatten. Allmählich schwand die Stille. Wenn man genau hinhörte, flüsterte es unsichtbar in den Ecken. Tzatsu sammelte trockenes, am Boden liegendes Holz und schichtete es in der Mitte der Höhle auf um ein Feuer zu entzünden. Dabei musste sie schmunzeln. Immer wieder warf sie einen Blick in die dunklen Ecken, konnte aber nichts erkennen. Sie war fest davon überzeugt, das sich die Geister, die nicht draussen vor den Urgewalten flohen, hier drinnen im Warmen versammelt hatten um zu beobachten, was sie vorhatte und ihr Tun eifrig betuschelten. Verstärkt wurde ihr Eindruck noch, als das Feuer dann flackernde Schatten an die Wände warf. Sie hätte nun schwören können, nicht alleine hier zu sein.

Langsam breitete sich die Wärme in der Höhle aus. Tzatsu liess den schweren Umhang von ihren Schultern gleiten. Darunter trug sie eine Robe aus Schlangenleder, die wie eine zweite Haut sass. Noch einmal sah sie sich in der Höhle um, dann zog sie einen Ast aus dem Feuer und begann damit, einen Kreis auf den Boden zu zeichnen. Als sie damit fertig war betrachtete sie ihr Werk lange. Nur ungern gestand sie sich ein, dass sie nun doch Angst bekam, aber die Gespräche mit Ockham hatten ihr gezeigt, dass sie dies hier einfach tun musste – mit oder ohne Erlaubnis des Papas. Es war das, was sie wollte, wonach sie strebte, seit sie zum ersten mal einen Dolch in der Hand gehabt hatte, worauf sie all die Jahre hingearbeitet hatte, ehrgeizig, verbissen manchmal und all dies sollte nun nicht mehr sein, weil sie einem Freund in der Not geholfen hatte? Entschieden schüttelte sie ihren Kopf und setzte ihre Arbeit fort. Auf dem gezeichneten Rand des Kreises platzierte sie sorgfältig die Giftzähne, die sie in all den Jahren gesammelt hatte. In die Mitte des Kreises zeichnete sie das Symbol für Hethiss. Ehrfürchtig betrachtete sie es eine Weile. Sie hatte keine Ahnung, ob es richtig war, was sie hier tat, ob sie so jemals irgendwen erreichen konnte, sie folgte einfach ihrem Instinkt. Der liess sie nun auch ein paar Steine zu einem Altar schichten. Auf die Steine stellte sie eine der beiden Schalen, die sie mit hierher gebracht hatte. Darin war das Gift, das sie gemischt hatte: das Gift eines uralten Ahnen der Qiraij, der ältesten Feinde der Trolle und das Gift eines Priesters des Unaussprechlichen, dem übelsten Feind der Trolle. Mit dieser Mischung musste sie sich doch würdig genug zeigen? Plötzlich zitterte sie vor Angst bei der Vorstellung, doch nicht würdig genug zu sein, bei der Vorstellung, was passieren könnte, wenn…..

Sie riss sich wieder zusammen. Es gab nun kein Zurück mehr. Von hier würde sie nicht unverrichteter Dinge wieder umkehren.

Sie nahm die zweite Schale, die sie mitgebracht hatte, in ihre Hände und begann einen unsicheren Tanz. Noch waren die Bewegungen eher abgehackt während sie leise eine alte Melodie summte. Ihre Füsse stampften einen hypnotisierenden Takt auf den Boden und langsam taute sie auf. Die Szene hatte etwas von den mystischen Versammlungen uralter längst vergessener Stämme. Es war schwer zu sagen ob Tzatsu mit den Schatten tanzte oder die Schatten mit ihr. Fast schien es als würden sich die Konturen ihres Körpers langsam auflösen, ihre Form verändern. Ihr Tanz liess sie Bewegungen vollführen wie sie einem trollischen Körper eigentlich unmöglich sein sollten. Sie tänzelte nicht mehr, sie schlängelte sich zum Rhythmus der Melodie, die längst nicht mehr von ihr gesummt wurde. In den dunklen Ecken der Höhle hatten sich weitere Bewohner versammelt, unhörbar, ungesehen waren sie gekommen, und vollführten nun den gleichen faszinierenden tödlichen Tanz wie die Trollin in ihrer Mitte. Mit den verhärteten Enden ihrer Leiber schlugen die Schlangen den Takt auf den steinernen Boden, fielen in den Rhythmus ein und zischten dazu die Melodie. Schatten, Schlangen und Troll führten einen Reigen zu Ehren ihres Loa auf. Ihre Bewegungen erzählten eine uralte Geschichte, priesen die Alten Götter und die Musik liess längst vergessene Erinnerungen auftauchen. Und dann erwachte Etwas.

Tzatsu hatte sich in Trance getanzt. Sie nahm ihre Umgebung nicht mehr war. Die ganze Zeit hatte sie die zweite Schale, die das Gift des Kindes von Ula Tek enthielt, dicht bei sich behalten, schützend ihre Hände um sie gelegt. Nun blieb sie in der Mitte des Kreises stehen und hielt die Schale hoch. Ein Windstoss fuhr durch die Höhle als sie ihre Lippen an den Rand der Schale setze.

Sie wollte schreien als das Gift durch ihre Kehle floss, aber kein Laut drang aus ihrem weit aufgerissenen Mund. Wie Feuer zog die Flüssigkeit eine Bahn durch ihren Körper. Scheppernd fiel die Schale zu Boden. Ihre Klauen bohrten sich in ihren eigenen Körper als wollte sie ihn aufreissen, um dem Gift einen Ausgang zu schaffen. Sie hatte ihre Augen geschlossen und presste die Zähne zusammen bis es knirschte. Dann jedoch begriff sie und gab sich dem Schmerz hin. Ihr Körper wurde von wilden Krämpfen hin und her geschüttelt, es hielt sie nicht mehr auf den Beinen. Sie sank zu Boden, wandt sich dort im Kreis, ein stöhnendes Zischen war nun von ihr zu hören. Sie hatte das Gefühl, in einem See aus Lava zu ertrinken. Vor ihren Augen wurde es rot, sie schien in Flammen zu stehen, zu brennen, zu zischen. Sie kroch auf dem Bauch über den Boden, eine Hand Richtung Altar ausgestreckt, ein stummer Schrei nach Hilfe……..

Die Stille weckte sie.
Sie fror.

Träge wanderte ihr Blick ohne zu begreifen über den Boden und blieb dann an Etwas hängen. Sie zwang ihren Verstand zur Arbeit um herauszufinden, was es war. Kalt fuhr der Wind in die Höhle und wehte das, was sie so gefesselt hatte, raschelnd näher zu ihr heran. Es war eine Haut, eine aufgeplatzte Hülle, eine abgeworfene Schuppenschicht. Mit geduldszerreissender Langsamkeit streckte Tzatsu eine Klaue danach aus und zog die Haut zu sich heran. Sie erkannte die Details, die Schuppen, die feinen Nähte. Es war ihr Werk, ihr Kleid, das sie zu Ehren Hethiss gefertigt und getragen hatte. Ihr Blick senkte sich, wanderte von der trockenen Hülle zum eigenen Körper. Zart und bedächtig fuhr ihre Klaue über die Kontur ihres Körpers. Ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen als sie über die hauchdünnen, noch feuchten Schuppen strich.

Würdig genug.

Tzatsu
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