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es ist vollbracht

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Beitrag  Tzatsu Sa Sep 03, 2011 2:33 pm

Völlige Dunkelheit umgab sie. Sie konnte weder etwas sehen noch etwas hören. Kein Lufthauch regte sich. Es war weder warm noch kalt. Absolutes Nichts. So musste es sein wenn man tot war. Aber machte man sich dann noch Gedanken über den Tod?

Da! Ihr Kopf ruckte nach rechts, dann nach links.

Plötzlich tauchten überall kleine helle Punkte aus der Dunkelheit auf. Sie wusste nicht wo oben und unten war, aber sie konnte alles um sich herum sehen ohne sich bewegen zu müssen. Sie begann sich unbehaglich zu fühlen. Auch wenn sie sich nicht bewegte, folgten ihr die Punkte. Ein winziger Funke Erkenntnis glomm in ihrem Bewusstsein auf: sie war angekommen.

“Geh nach Norden bis dich Tausende von Augen anstarren. Wenn dann das Gift dich durchfliesst, dann trink, was ich dir nun geben werde. Ich hoffe Du verlierst dich nicht in den Augen.“

So wie die Erkenntnis in ihr, wuchsen auch die Punkte, wurden tatsächlich zu Augen, verharrten jedoch nicht sondern wuchsen an zu Bällen voller Licht, wurden grösser, blähten sich immer weiter auf, bis sie sich schliesslich zu einer gewaltigen Lichtexplosion vereinigten. Reflexartig schloss sie die Augen, aber das war nicht nötig. Das Licht blendete nicht. Es war einfach nur da.

….

Sie waren nach Norden gelaufen, ratlos, wohin der Weg sie führen würde. Keiner von ihnen war jemals von tausend Augen angestarrt worden. Der lange Fussmarsch fiel Tzatsu schwerer als sonst, hatte sie doch viel Mehr an Gewicht zu tragen als gewöhnlich, und mit jedem Schritt wuchs auch ihre Anspannung, schliesslich ging es hier um ihre Zukunft. “Ich hoffe wirklich, du überlebst das, Kleine, aber Du scheinst eine Kämpfernatur zu sein.“

Oh ja, sie würde kämpfen! Entschlossen sah sie hinüber zu Ockham, der neben ihr lief und sie abwartend anstarrte. Er schien auf Antwort zu warten. Hilflos zuckte sie mit ihren Schultern. “Hey, entspann dich mal! Warte, ich erzähle dir, wie Hethiss zum Gift kam. Das war, als sich Shirvallah und Shadra stritten. Oder kennst du das schon?“

Sie schüttelte ihren Kopf und lauschte amüsiert Ockhams Geschichte. Zwischendurch blieb sie immer wieder kurz stehen um in sich zu gehen und zu lauschen. Tausend Augen ? Aber immer wieder spürte sie nichts. Lachend stritten sie anschliessend, was mächtiger war: Kraft oder Gift und kamen zu einem überraschenden Ergebnis. Wenn man Gift verabreichte, war die Kraft machtlos. Wenn jedoch die Kraft zuschlug bevor man das Gift verabreichen konnte, war das Gift machtlos. Aber gemeinsam……….. Ihre Blicke trafen sich und beider Lippen umspielte ein Lächeln. Tza griff nach Ocks Hand und sie liefen weiter. Sie waren schon fast zuhause als Tza abrupt stehen blieb. Sie hob ihren Kopf und witterte. Suchend sah sie sich um. „Hier! Hier muss es sein, ich spüre es“. Nach kurzem Suchen fanden sie den Eingang in ein kleines Tal. Nachdem sie die ersten Schritte hinein gemacht hatte, verschlug es der Trollin regelrecht die Sprache. Unwirklich, surrealistisch wirkte dieser Ort. Alles, aber auch wirklich alles war in feinste weisse Seide eingesponnen und überall sassen Spinnen und starrten sie an. Das hier waren Tausende von Augen, ganz sicher. Tza drehte sich zu Ock um und nickt ihm unsicher zu. Bisher war es nur darum gegangen, die tausend Augen zu finden, aber nun? Sie versuchte die aufsteigende Nervosität zu unterdrücken.

In der Mitte des Tals sass ein besonders grosses Tier. Reglos hockte es dort und starrte die Eindringlinge an. Tzatsus Blick wanderte an den pelzigen Beinen der Spinne entlang nach oben, über die feucht glänzenden Kiefer bis hin zu den schwarzen Knopfaugen. Sie konnte nicht anders als auf dieses Tier zuzugehen. Die Spinne bewegte sich keinen Millimeter als sich Tza näherte. Sie schien zu warten. Wieder wand sich Tza fragend zu Ock um und dieser nickte zögerlich. Er würde bei ihr bleiben, aber wie es der Troll in Schattenflucht vorausgesagt hatte: er würde ihr nicht helfen können. Diesen Kampf musste Tzatsu alleine kämpfen.

Tza stand nun vor der Spinne. Ihre Blicke trafen sich in stillem Einvernehmen. Langsam schob sie ihre Ärmel nach oben und streckte ihre Arme dann nach vorne. Sie zuckte nur kurz als die Spinne zubiss, aber sie sah Ock mit grossen Augen erstaunt an, als sie das Gift in ihren Adern fast sofort wirken spürte. Normalerweise hätte es ihr fast nichts ausmachen dürfen, aber schon überkam sie Schwindel und ihre Arme wurden taub. „Ich….ich setz mich besser.“ Schwankend liess sie sich zu Boden sinken und spürte Ocks stützende Hand. Sie lächelte ihn an. Sie war ihm so unendlich dankbar allein dafür, dass er hier war. Sie wusste, er würde sie halten, egal, was passieren würde. Und deshalb war sie hier. Um ihren Dank zu zeigen, um ihm dafür Respekt zu zollen und um den alten Traditionen zu folgen. Sie lächelte als sie an den Stolz dachte, den sie in seinen Augen gesehen hatte als sie ihm offenbart hatte, dass sie ein Dunkelspeer werden wollte. Sie waren zusammen nach Sen’Jin zu Meister Gadrin gegangen und hatten um sein Einverständnis und seine Hilfe gebeten. Er hatte sie zu den Inseln vor der Küste geschickt, auf dass sie dort von Ock alles über die Geschichte der Dunkelspeere erfahre, ihre Schmach und ihre Erfolge, ihre Feinde und ihre Wünsche. Sie hatten die Nacht dort verbracht und Tza hatte seltsame Träume gehabt. Wie damals als Welpe wurde sie von einem Tiger gejagt. Aber diesmal lief sie nicht weg. Sie blieb stehen und stellte sich ihm. „Warum jagst du mich?“ „Weil du sterben musst, Tzatsu.“ Plötzlich bekam der Tiger ein Gesicht. Er war Ock . ..und er war Meister Gadrin. Die beiden unterhielten sich über ihre Prüfung und dann waren sie wieder der Tiger. „Diesmal entkommst du mir nicht“.

Am nächsten Morgen kehrten sie zurück nach Sen’Jin und Tza musste ihren Traum erzählen. Gadrin hörte interessiert zu und folgerte, dass es nun für sie an der Zeit war nach Schattenflucht zu gehen. Und dann standen sie dort vor diesem Troll, der Haifischzähne im Maul hatte statt Hauer und der ihr diesen Trank gab und ihr alles Glück der Welt wünschte, auf dass sie überleben möge.

…..

Kurz drückte sie Ocks Hand, dann öffnete sie mit zitternden, fast schon gefühllosen Fingern die kleine Flasche. Noch einmal sah sie ihn an, dann setzte sie die Flasche an den Mund und trank.

Erst war es dunkel gewesen, aber nun war es gleissend hell. Sie schien in luftleerem Raum zu schweben, aber sie war sich gewiss, immer noch in Ocks Armen zu liegen. Dann hörte sie die Stimme. Nein, sie hörte sie nicht, sie spürte sie, und es waren zwei Stimmen und doch nur eine. Tzatsu war verwirrt, am liebsten hätte sie laut aufgeschrien. Dies hier war so völlig anders als Alles, was sie bisher je erlebt hatte. Sie fühlte sich klein und hilflos.

„Du bist also angekommen“. „Du bist also weggegangen“. „Fangen wir es an“. „Bringen wir es zu Ende“. „Du wirst geboren werden“. „Du wirst sterben“. „Es wird warm sein“. „Es wird kalt sein“. „Du wirst Glück spüren“. „Du wirst Trauer fühlen“. „Du wirst kommen“. „Du wirst gehen“.

Tza ruderte mit den Händen. Sie wollte rufen dass die Stimmen aufhören sollten. Es war so furchtbar schwer sie zu verstehen, aber eigentlich war es ganz leicht, so verwirrend, aber auch so einfach. Sie hatte Angst. Die Stimme sprach vom Sterben, aber auch von Glück. Sie wollte aber doch …..alles, was sie wollte, war bei Ock zu sein. Dann wurde ihr kalt. Und warm. Es fühlte sich an, als würde sie in einen Strudel geraten. Oben und unten existierten nicht länger, links und rechts lösten sich auf. Und dann war da Nichts mehr.

„Es ist vollbracht“

……

War es das? Was genau war vollbracht? Sie wollte sich die Haare raufen, aber war es eben noch möglich, sich mühelos zu bewegen, so spürte sie ihre Arme nun zentnerschwer. Von sehr fern drang eine besorgte Stimme an ihr Ohr. „Tzatsu? Ist alles in Ordnung? Halte durch, ich bring dich nach Hause. Du darfst nicht sterben, halte durch!“

Das war Ock! Natürlich würde sie durchhalten, für ihn würde sie alles tun. Nur sagen konnte sie das nicht. Es wurde wieder dunkel. Dann rüttelte jemand an ihr. Tzatsu blinzelte und erkannte undeutlich Ocks Gesicht über sich. „Es ist vollbracht, Tiger“ Sie lächelte und klammerte sich an ihn, um sich hochzuziehen. Sie schmiegte sich in seine Arme und schwieg einen Moment einfach nur, glücklich, alles überstanden zu haben. Dann begann sie, Ock von ihrem Erlebnis zu erzählen, aber mit jedem Moment fiel es ihr schwerer, sich auf ihre Sätze zu konzentrieren. Es war ganz so als hätte sie viel zu viel getrunken. Auch der Schwindel setzte wieder ein. Panik stieg in ihr auf. Plötzlich war ihr alles so klar. Alles, was sie je über die Loa gehört hatte. Sie forderten IMMER ihren Tribut.

Dann eine andere Stimme. Voons Stimme. Sie versuchte den beiden mitzuteilen, wo sie ihr Gegengift aufbewahrte, aber sie schaffte es nicht. Krämpfe schüttelten ihren Körper und es wurde wieder dunkler um sie herum. Dann flösste Voon ihr etwas ein. Um sie herum wurde Nacht. Sie trieb durch traumlose Dunkelheit und sie fror entsetzlich. Nach einer Ewigkeit begann es am Horizont zu dämmern und es wurde wärmer. Sie strengte sich an, auf das Licht zuzuschweben und mit jedem Meter fiel es ihr leichter.

Tzatsu öffnete ihre Augen und sah in Ocks Gesicht.
„Jetzt ist es vollbracht“. Er lächelte.


Tzatsu
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